Wer sich mit der Frage beschäftigt, vielleicht ein Pflegekind aufzunehmen, sollte einen Infoabend Vollzeitpflege besuchen. Unverbindlich, anonym und kostenlos. Dort kommen wichtige Fragen auf den Tisch und das Vermittlungsverfahren wird dargestellt. Aber natürlich bleiben Fragen, die in der weiteren Zusammenarbeit geklärt werden. Außerdem sind wir darauf eingestellt, in einem individuellen Rahmen auch vertrauliche Fragen zu beantworten.
Interessierte können zuvor auch den Weg über den Onlinedienst Pflegekinderwesen Digital wählen. Dort stehen im Bereich „Pflegekinderwesen“ Materialien bereit, die mögliche Anfragen und das Bewerbungsverfahren von Pflegefamilien begleiten können.
Ihre Anfragen werden von dort aus online und verschlüsselt direkt an PiB weitergeleitet und entsprechend bearbeitet. Die Teilnahme an einer Infoveranstaltung vor Ort bleibt aber das zentrale Element vor einer Bewerbung, um Pflegefamilie zu werden. Für die Suche, Beratung und Qualifizierung von Interessierten ist in Bremen PiB zentral zuständig.
Übrigens: Alle Informations- und Beratungsleistungen von PiB erfolgen im Auftrag der Stadt Bremen und kosten nichts. Nur für die Teilnahme an der Qualifizierung Vollzeitpflege wird eine Schutzgebühr in Höhe von 52 € (31 € für Singles) erhoben.
So verschieden wie Pflegekinder und ihre Familien sind, so unterschiedlich sollten auch Pflegefamilien sein. Als Fachdienst ist PiB deshalb der Vielfalt verpflichtet. Nationalität, Herkunft oder Lebensform spielen keine Rolle, solange der Lebensmittelpunkt von Pflegeeltern in Bremen liegt, das Einkommen der Pflegefamilie ihren Lebensunterhalt deckt und es ein freies Zimmer zur Aufnahme eines Pflegekindes gibt. Auch ausreichende Gesundheit, Sprachkenntnisse und ein eintragsfreies erweitertes Führungszeugnis sind relevant. Alle diese und weitere Themen behandelt der Infoabend Vollzeitpflege. Er findet an jedem ersten Dienstag im Monat statt (nicht in den Ferien).
PiB bringt Pflegekinder und Pflegeeltern unter verschiedenen fachlichen Gesichtspunkten zusammen, die in der Zusammenarbeit offengelegt werden. Dabei ist jede Vermittlung so individuell wie das Kind, seine Eltern oder die Pflegefamilie. Aber oft spielt das Alter eine Rolle, wenn es darum geht, ob man langfristig eine Bindung eingehen kann. Denn Kindern sollen weitere Beziehungsabbrüche möglichst erspart bleiben. Für Jugendliche dagegen kann es wichtig sein, erziehungserfahrene ältere Pflegeltern an die Seite zu bekommen. Solche und andere Themen werden beim Infoabend und im weiteren Vermittlungsprozess angesprochen.
Für alle Kinder ist Bindung wichtig. Für Pflegekinder gilt das besonders. Unabhängig davon, was sie erlebt haben, sollten sie in der neuen Pflegefamilie Vertrauen zu einer verlässlichen Bezugsperson entwickeln können. Gemeinsam Zeit zu verbringen, gehört dazu. Wie viel, das hängt auch davon ab, was das Kind braucht. Denn Trennung und Neuanfang sind tiefe Einschnitte im Leben eines Kindes. Oft werden frühere Erfahrungen und Belastungen erst mit der Zeit spürbar. Wenn das Kind dann Hilfe braucht, sollten Pflegeeltern Zeit aufbringen, um mit Fachleuten zusammenzuarbeiten, die das Kind unterstützen. In jedem Fall werden solche Anforderungen besprochen und vor der Aufnahme eines Kindes geklärt.
Pflegekinder sollen in einem sicheren Umfeld aufwachsen können. Alle Personen (ab 14 Jahre), die im Haushalt der Pflegeeltern leben, legen deshalb ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vor. Die Kosten dafür werden erstattet. Wenn Paare zusammenleben, gelten grundsätzlich beide als am Erziehungsprozess beteiligt. Beide nehmen an der Qualifizierung teil und legen alle Nachweise für die Eignungsüberprüfung vor.
Alle Wünsche und Bedenken werden im Vermittlungsverfahren persönlich und offen besprochen, denn natürlich sollten Kind und Familie zueinander passen. Pflegeeltern treffen im Zuge der Vermittlung auch die Eltern des Kindes. Das gehört bei PiB zum Vermittlungsprozess.
PiB begleitet Pflegeeltern durch die Qualifizierung und im Vermittlungsprozess. Schon früh lernen Pflegeeltern eine Fachberatung kennen, die sie in allen weiteren Angelegenheiten berät und unterstützt. Zugleich bietet das PiB-Bildungszentrum fortlaufend Gruppen und Seminare an, die wichtige Themen und Fragen von Pflegefamilien aufgreifen.
Wie häufig Kontakte zwischen dem Kind und seinen Eltern stattfinden, wird im Hilfeplanverfahren abgestimmt. Die Zuständigkeit dafür liegt beim Casemanagement des Amtes für Soziale Dienste.
Die Zuwendung von Pflegeeltern wird nicht mit Geld aufgewogen. Doch die Kosten, die mit der Aufnahme eines Pflegekindes verbunden sind, trägt die Stadt Bremen. Zuständig ist die Wirtschaftliche Jugendhilfe des Amtes für Soziale Dienste (AfSD). Sie zahlt ein steuerbefreites Pflegegeld, das sich zusammensetzt aus einem Anteil für Sachaufwand (für den regelmäßigen Bedarf des Kindes inklusive einer monatlichen Pauschale für einmalige Ausgaben wie Schulausstattung oder religiöse Feste) und einem Anteil für Pflege und Erziehung. Die Höhe orientiert sich an Alter und Bedarf des Kindes. Details entnehmen Sie der Landesrichtlinie zur Regelung der finanziellen Leistungen in der Vollzeitpflege und der Bereitschafts-/ Übergangspflege der Sozialbehörde.
Allgemein lässt sich das schwer sagen, aber rein rechtlich enden Pflegeverhältnisse in der Vollzeitpflege, die auf Dauer angelegt sind, mit dem 18. Lebensjahr des Pflegekindes. Eine Verlängerung darüber hinaus kann möglich sein. Dies wird dann im Rahmen der jährlichen Hilfeplanung des Amtes für Soziale Dienste besprochen und geprüft. So sieht es das Gesetz vor. In jedem Fall sollen bei einer Verlängerung von Pflegeverhältnissen alle Beteiligten einverstanden sein.
Natürlich gibt es auch Gründe, warum – vor allem jugendliche Pflegekinder selbst - oder deren Pflegefamilie eine Veränderung vor dem 18. Geburtstag wünschen. Die Entscheidungsfindung begleitet PiB fachlich. Andere Pflegeverhältnisse enden, weil sie von Anfang an für eine kürzere Zeit als befristetes Pflegeverhältnis angelegt und auch so vermittelt wurden.
Grundsätzlich gilt: So wie die Vermittlung von Pflegeverhältnissen fachlich durch PiB begleitet wird, so begleitet PiB auch die Beendigung von Pflegeverhältnissen. Damit Übergänge gut gelingen können, bietet PiB zudem auf der Webseite PiB4U viel Information für Jugendliche und denen Pflegeeltern. Denn es gibt für alle Beteiligten viel zu bedenken.